Es ist immer noch nicht selbstverständlich, dass Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam unterrichtet werden. In einigen Kommunen, Behörden und Betrieben wird zwar eifrig über Barrierefreiheit und Teilhabe gesprochen, umgesetzt wurde sie aber nicht überall.

„Die UN-Behindertenrechts-Konvention hat die Rechtslage für Menschen mit Behinderungen seit zehn Jahren deutlich verbessert“, sagt Thomas Stoch, Geschäftsführer der DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH, „aber tatsächlich hat sich für die Betroffenen viel zu wenig geändert.“ Mit einer dreiteiligen Vortragsreihe rund um das Thema Inklusion will das DRK Wolfenbüttel die Situation weiter hinterfragen. Anlass ist auch das 10-jährige Bestehen des Integrations- und Therapiezentrums (ITZ) auf dem Wolfenbütteler Exer-Gelände. Zu diesem Anlass möchten Stoch und seine Mitarbeiter zum Nachdenken und zur Diskussion anregen. Es sei kein Zufall, dass der letzte Vortrag der Reihe, sozusagen als Höhepunkt, am Sonntag, 5. Mai stattfindet. Es ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.

„Ich finde es wichtig, dass die Betroffenen dabei selbst zu Wort kommen“, erklärte Thomas Stoch, der sich über die Zusage von drei hochkarätigen Referenten freut. Gee Vero hat selbst Asperger und ist zudem Mutter eines autistischen Kindes. Raúl Krauthausen ist für viele Menschen mit Behinderungen ein Vorbild, er bündele die Wünsche und Hoffnungen einiger Betroffenen. Auch der bundesweit bekannte Bildungsexperte Hans Wocken wird in Wolfenbüttel zum Thema „Inklusion in der Schule“ Klartext reden. „Mein Leben mit Autismus – Ich, mein Selbst und die Anderen“ ist der Titel des Vortrags der Künstlerin Gee Vero am Donnerstag, 25. April. Gee Vero wendet sich in ihrem Vortrag an alle Menschen, die sich der Herausforderung des Mitmensch-Seins mit autistischen Personen stellen. Sie berichtet über ihr Leben und über ihre Erfahrungen in dieser Gesellschaft. Zudem erklärt Gee Vero in ihrem Vortrag die neurologischen Abläufe, die Wahrnehmung entstehen lassen – und warum sie autistisches Verhalten als richtiges Verhalten sieht. Donnerstag, 25. April, 18 bis 20 Uhr im DRK-Solferino, Am Exer 17, Wolfenbüttel.

„Die inklusive Schule – Motive, Konzept, Bildungspolitik“ hinterfragt Prof. Dr. em. Hans Wocken am Donnerstag, 2. Mai. Der Wissenschaftler war Professor für Behinderten- und Integrations-Pädagogik an der Universität Hamburg und erläutert, was es mit einer inklusiven Pädagogik und einer inklusiven Bildungspolitik auf sich hat. Hans Wocken geht der Frage nach, warum eine inklusive Bildung wichtig und erstrebenswert ist. In seinem Vortrag möchte er diskutieren, was eine inklusive Schule auszeichnet – und wie eine ideale inklusive Bildungslandschaft aussehen kann. Donnerstag, 2. Mai, von 18 bis 20 Uhr im DRK-Solferino, Am Exer 17. „Dachdecker wollte ich eh nicht werden!“, erklärt abschließend Raúl Krauthausen in seiner Lesung am Sonntag, 5. Mai. Der Berliner Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit arbeitet seit mehr als 15 Jahren in der Internet- und Medienwelt. Hier fordert er nachhaltig mehr Rechte, eine größere Selbstbestimmung und eine Verbesserung der Lebensumstände von Menschen mit Behinderungen. Bei seinem Besuch in Wolfenbüttel liest er einige Passagen aus seiner Biographie „Dachdecker wollte ich eh nicht werden! Das Leben aus der Rollstuhlperspektive“ und erläutert Hintergründe zum neuen Kinofilm „Die Kinder der Utopie“.

Vor und nach dem Vortrag ist Gelegenheit zu Gesprächen. Es gibt Getränke und kleine Leckereien aus der Küche des Inklusionsbetriebs DRK-Solferino. Sonntag, 5. Mai, von 17 bis 19 Uhr (Einlass 16.30 Uhr) im Hörsaal und Foyer der Ostfalia Hochschule, Am Exer 11, Wolfenbüttel. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos. 10 Jahre ITZ: Die wesentliche Säule in den Angeboten der DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH feiert 2019 ihr zehnjähriges Bestehen. Im Integrations- und Therapie-Zentrum (ITZ) sind am Standort Exer 19a in Wolfenbüttel zahlreiche Angebote rund um Therapie, Gesundheit, Beratung und Betreuung zu finden: Die Praxis für Ergotherapie, Autismus-Ambulanz, Schulassistenz, Fachgruppe Wohnen, der Familienentlastende Dienst (FED) und der Fachdienst berufliche Eingliederung leisten hier wichtige Hilfen für Betroffene und ihre Angehörigen. Weitere Informationen unter www.itz-drk.de.