Um das Sprachelernen zu zentralisieren, professioneller zu machen und auf die individuellen Gegebenheiten der Geflüchteten eingehen zu können, wurde vor fast genau zwei Jahren die Sprachschule in Baddeckenstedt ins Leben gerufen. Vereinzelte Kurse, die dezentral in den Gemeinden organisiert waren, wurden dabei zusammengelegt.
Das Projekt startete in den Räumlichkeiten der Schule im Innerstetal, wo es bis heute angegliedert ist. Nach langen Planungen konnte durch ein einmaliges Netzwerk an Ehrenamtlichen, gemeinsam mit der Schule, der Samtgemeinde, der Kirche sowie koordinierend durch das BIZ und das DRK Wolfenbüttel, dieses außergewöhnliche Lernen ermöglicht werden. „Da wir unter anderem eine Kinderbetreuung anbieten, ist die Teilnehmerzahl, besonders von Frauen, immer noch hoch“, berichtet Aline Gauder von der Flüchtlings- und Migrationshilfe des DRK-Kreisverbandes Wolfenbüttel e.V.
Nun feiert die Sprachschule am heutigen Mittwoch, 8. August, ihr zweijähriges Bestehen. „Dafür haben wir einen Fortbildungstag am 10. August organisiert, an dem die Dozenten, Lernbegleiter sowie Kinderbetreuerinnen kostenfrei teilnehmen können“, so Gauder. „Unter anderem wird es Vorträge von Jana Ehlermann und Julia Nohn geben.“ Die Islamwissenschaftlerin Nohn vergleicht die Lernkulturen in islamisch geprägten Ländern mit dem Lernen, wie wir es in Deutschland kennen, während die Sprachkoordination Ehlermann über Deutschkurse referiert.
Diese Aktion zeigt, dass sich das Projekt Sprachschule Baddeckenstedt zu viel mehr entwickelt hat, als zu Beginn geplant. Aus dem Erlernen der Sprache in anfänglich drei Kursen mit verschiedenen Sprachniveaus und rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist ein vielfältiger Dreh- und Angelpunkt in der Samtgemeinde geworden. Ausflüge und Feste wurden organisiert und gefeiert, die das gemeinschaftliche Zusammenleben von Neu- und Altbürgern immer wieder stärken und verfestigen. Zu Beginn wurde ein Computerkurs implementiert, der aktuell ausgesetzt ist. Ein einmal wöchentlich stattfindendes Nähprojekt sowie eine Sozialberatung vor Ort werden zudem neben den Sprachkursen mit den differenzierten Niveaus angeboten. Die Kurse werden teilweise durch fortgeschrittene Geflüchtete als Lernbegleiter mit angeleitet und auch in der Kinderbetreuung sind geflüchtete Frauen aktiv. Außerdem werden vor Ort interkulturelle Trainings für alle Beteiligten angeboten. Die Teilnehmer haben zudem ab September die Möglichkeit, an einem zertifizierten Elterntraining teilzunehmen. Ein besonderes Highlight startet außerdem mit dem neuen Schuljahr: Jana Ehlermann vom BIZ freut sich über „sehr gute Nachrichten. Der Vorkurs zum Hauptschulabschlusskurs wurde bewilligt“. Bis zu 20 Geflüchtete können ab dem 13. August neben Deutschfächer wie Mathematik, Naturwissenschaften und Politik erlernen. Bestenfalls findet im Anschluss daran ein Hauptschulkurs statt, an dem dann auch Deutsche teilnehmen könnten.
Auch Aline Gauder vom DRK, die das Projekt gemeinsam mit Jana Ehlermann und der örtlichen ehrenamtlichen Koordinatorin Raisa Findling begleitet, ist begeistert: „Es ist toll zu sehen, welche Erfolge in den vergangenen Monaten und Jahren erzielt werden konnten. Dies wäre ohne den großen Einsatz aller Beteiligten nicht möglich gewesen. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich. Ebenso ist es spannend zu verfolgen, dass sich das Konzept des Projekts immer weiter entwickelt und neue Themen aufgreift“, so Gauder.