Eine gute Nachricht für Sportskanonen, Fitnessfreaks und Athleten: Ab Montag, 25. Mai, darf in Niedersachsen wieder in den Studios geschwitzt werden. In der fitnessfarm bereitete sich André Nehrkorn mit seinem Team intensiv auf die Wiedereröffnung vor. Der Geschäftsführer sah erleichtert aus. Sein Handy bimmelte oft. Hier und da gab‘s beim Besuch am Freitag viel zu managen. Seine Mitarbeiter liefen mit Wischeimern rum, reinigten Geräte und mehr. „Ein leichter Start wird das nicht. Wir fühlen uns aber gut gewappnet und freuen uns auf das Comeback der Mitglieder“, sagte der Inhaber zusammen mit Ehefrau Melanie mit Blick auf die Corona-Pandemie.
Beiden war besonders wichtig, ihre Dankbarkeit auszudrücken. „Für Treue, für Verständnis und so viele positive Rückmeldungen.“ Nur ein Bruchteil seiner Kunden hätten die Mitgliedschaft gekündigt. Seit Mitte März musste die Fitnessbranche aufgrund behördlicher Vorgabe schließen. „Meine Gefühle spielten Achterbahn. Von Depression über Aggression bis hin zu Mut“, gab er zu. Keine leichte Situation für einen Geschäftsführer vor dem Hintergrund der sozialen Verantwortung.
Bereits im April betonte André Nehrkorn im Telefonat: „Bevor ich einen meiner Mitarbeiter entlasse, verzichte ich lieber auf mein Gehalt.“ Ein Satz, der seine Einstellung zum Familienunternehmen sehr deutlich machte. „Die fitnessfarm gibt es seit 1987 an der Hauptstraße. Und so soll das auch nach Corona sein.“ Seine Mutter Silvia Nehrkorn eröffnete damals mit ihrem damaligen Mann das Studio. André Nehrkorn leitet es seit knapp zehn Jahren und ist seit zweieinhalb Jahren alleiniger Inhaber. Die Zeit jetzt wird er wohl nie vergessen. Fünfstellige Fixkosten liefen weiter. In Kurzarbeit schickte er niemanden. Seine Festangestellten, die Azubis und der Student bekamen weiterhin Gehalt. „Meine Mitarbeiter waren top motiviert. Wir haben uns gegenseitig Mut gemacht und aufgebaut“, freute sich der Geschäftsführer. Neuanmeldungen gab‘s auch vereinzelt. „Bei den Menschen findet ein Umdenken statt. Gesunde Ernährung, Sport, starkes Immunsystem.“
Während der zehn Wochen langen Schließzeit wurde ein Krisenmanagement eingerichtet. Das Studio sei digitaler geworden. Mitgliederinfos, Newsletter, persönlichen Kontakt halten. „Das war wichtig“, ergänzte die Gattin. Doch die Krux: „Was man heute verfasste, konnte morgen schon überholt sein.“ Aussagen und Verordnungen seitens Politik sind und waren während der Corona-Zeit schnelllebig. Dass geöffnet werden darf, stand seit dem 20. Mai fest, obwohl damals das Ministerium laut dem Fünf-Stufen-Plan erst am 25. Mai beraten wollte. News verbreiteten sie über die Homepage, Facebook, Instagram sowie YouTube. „Wir sind unserer Informationspflicht nachgekommen“, sagte er. Martina Peix, die seit über 20 Jahren zum Team zählt, teils im Homeoffice Fragen per Mail und am Telefon beantwortete, war ständig erreichbar. Auch ein Imagevideo erfuhr eine große Klickzahl. Zudem streamten sie Fitnessvideos zum Nach- oder Mitmachen für Zuhause.
Die Schließzeit wurde schließlich für Modernisierungen genutzt. Ganz nach dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann? „Wer die Zeit nicht ausnutzt, wird den Anschluss verlieren“, blickte der Chef auch in Richtung Konkurrenz. Wer den alten Check-In und den Thekenbereich kannte, wird ihn jetzt nicht mehr wiedererkennen. „Eiweißshakes schmecken jetzt gleich viel besser“, lachte er. Die Theke mit seiner blauen Farbe und Dach, Pflastersteine und Säulen nach römischem Stil – alles rausgerissen. 21 Kubikmeter Bauschutt, ein 30 Jahre alter Teppich, ordentlich Baulärm durch Stemmhammer und viel mehr. Und jetzt? Hell, freundlich, modern, mit großem Fitnessfarm-Schriftzug und gegenüber Bildern an der Wand, die von unten angestrahlt werden. Ein Eyecatcher! „Daneben gab‘s Malerarbeiten in den Umkleiden, eine neue Musikanlage im Fitnessbereich, neue Polster für die Geräte“, zählte er auf. Im Juni würden zudem noch Fenster getauscht. André Nehrkorn strahlte: „Wir sind sehr froh, wieder öffnen zu können.“ Dankbare Worte will er aber auch persönlich aussprechen.
Die Eröffnung ist auch an Auflagen geknüpft. Saunen, Duschen und Umkleiden müssen geschlossen bleiben, Abstände und Desinfektionen sind einzuhalten. In der fitnessfarm müssen daher Zeitfenster per Mail oder Telefon gebucht werden (à eindreiviertel Stunde). Danach muss das Studio verlassen sein. „Trotz des großen Geräteparks auf 1.200 Quadratmetern haben wir die Geräte auseinandergezogen. Pro Zeitfenster lassen wir 60 Personen rein. Über den Tag verteilt könnten 420 Personen trainieren.“ Es sei ein Anfang, der auch personalintensiv ist. „Wir werden sehr darauf achten, dass alle Vorgaben eingehalten werden“, führte er aus. Dazu zählten auch mobile Desinfektionsständer und die Zwei-Meter-Abstandsregel bei den 160 Fitnessgeräten.