Sorgen und Nöte kamen zur Sprache. Die KFZ-Branche wandelt sich. Die Mitglieder rüsten sich für die Zukunftsthemen. Das und vieles mehr hörte man bei der Jahreshauptversammlung der KFZ-Innung heraus, die satte drei Stunden im Parkhotel „Altes Kaffeehaus“ dauerte. 2019 sei die Anzahl der Fahrzeugverkäufe abermals gesteigert worden. Die Verbände prognostizierten allerdings für das laufende Jahr einen rückläufigen Markt. „Der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe erwartet einen Rückgang von 9,2 Prozent an Neuzulassungen. Der Gebrauchtwagenmarkt wird um etwa 1,7 Prozent schrumpfen“, sagte Obermeister Andreas Gatzemeier bei seinem letzten Jahresbericht. Zwölf Jahre hatte er den Vorsitz inne, 25 Jahre war er zudem Prüfungsausschussvorsitzender. Nun sollte Schluss sein. Die Vorstandswahlen waren am Ende der Versammlung.
Zunächst kritisierte Gatzemeier noch, dass an den wenigsten Neuwagen nennenswert Geld verdient werde. „Die Rabatte sind nach wie vor viel zu hoch. Der Handel verkauft um jeden Preis, nur um am Jahresende den Bonus nicht zu gefährden.“ Es sei für ihn ernüchternd, dass trotz der gestiegenen Verkaufszahlen, die Erträge nicht gesteigert würden. Nach seinen Angaben ändere daran auch die Elektromobilität nichts; Händlerverträge und Margensysteme ebenso nicht.
Laut Gatzemeier zähle die Werkstatt mit dem Teile- und Zubehörgeschäft zum Kerngeschäft mit dem wichtigsten Ertragsfaktor. Fahrzeuge müssen weiterhin gewartet und instandgesetzt werden. Nach Unfällen stehen Reparaturen an, Ursachenforschung bei elektronischen Fehlern. „All diese Arbeiten setzen ein vorbildliches aus- und weitergebildetes Personal voraus“, sagte der Obermeister. Am Ende dankte er den Innungsmitgliedern für das Vertrauen in seine Person. „Die Arbeit hat mir stets viel Spaß und Freude bereitet“, so Gatzemeier gerührt. Die Mitglieder applaudierten.
Lehrlingswart Peter Thiele präsentierte dann die Zahlen: Im ersten Lehrjahr lernen derzeit 26 Schüler, im zweiten sind es 26 und im dritten 25 Auszubildende. „Die Schulklassen sind stabil“, betonte Thiele.
Geschäftsführer Michael Wolff ging auf geplante Gesetzgebungen bei Abgasuntersuchungen ein. Der Bundesrat würde in Kürze beschließen. Ärger gebe es bei den Betrieben für das Bundesrecht zur Kalibrierung und Landesrecht zur Eichung von Messgeräten. Beides zusammen sei laut Wolff unnötig. „Das Bundeswirtschaftsministerium muss hier dringend entbürokratisieren.“ So gebe es ihm zufolge auch Tendenzen, dass sich Firmen aus dem Geschäft zurückziehen und sich neue Geschäftsmodelle entwickeln. 35 Betriebe zählte die Innung bei der Sitzung am Donnerstagabend.
Das neue Berufsbildungsgesetz sorge weiterhin für Kritik aufgrund Budgetierung in Abhängigkeit der Klassengröße. „Wir müssen versuchen, alle Berufe im Landkreis zu erhalten“, betonte Wolff. Man dürfe nicht zulassen, dass Azubis weite Wege zugemutet werden. Sie orientierten sich am Wohn- und Ausbildungsort. Denn, so Wolff: „Das Interesse am KFZ-Handwerk ist weiterhin stark.“ Nach seinem ausführlichen Vortrag skizierte Wolff den Jahresabschluss 2019. Die solide Kassenführung wurde von Roland Liekefett bescheinigt, sodass die Handwerker, Geschäftsführung und Vorstand entlasteten.
Schließlich folgten die Wahlen. Ein Personalkarussell. Als neuer Obermeister wurde der bisherige Stellvertreter Berndt Dankemeier einstimmig gewählt. Der bisherige Schriftführer Bernd Reiner wurde neuer Stellvertreter. Bisheriger Beisitzer Tom Maschke wurde Schriftführer. Peter Thiele wurde als Lehrlingswart wiedergewählt. Einzig Michael Antoniewicz, der zudem erstmals an der Versammlung teilnahm, wurde gleich ins Amt des Beisitzers verpflichtet.