Momentan deutet sich für das Städtische Klinikum Wolfenbüttel ein vermeidbares Problem an. Aus einigen Arztpraxen werden seit Montag Patienten mit jeglichen medizinischen Problemen direkt an das Klinikum verwiesen, weil dort keine Schutzausstattung vorhanden und deshalb auch keine Behandlung mehr möglich sei.
Patienten, die grundsätzlich ambulant behandelt werden können, aber kein dringender Notfall sind, sind in der Notaufnahme des Klinikums zur Zeit an der falschen Adresse. Die Notaufnahmen müssen in der jetzigen Versorgungssituation vollständig für Patienten mit schweren Erkrankungen, die zwingend unter stationären Bedingungen zu behandeln sind, frei gehalten werden. Dazu gehören neben schwer verlaufenden Infektionserkrankungen Unfälle, Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere z.T. lebensbedrohliche Erkrankungen.
Die Leitung des Klinikums appelliert an Mitbürger mit Beschwerden, sich an die Praxen der niedergelassenen Ärzte zu wenden, die für die ambulante Behandlung vorgesehen und eingerichtet sind. Dort arbeitet hervorragendes Personal im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten und Kapazitäten. Allerdings müssen nicht dringliche und schon länger vorhandene Beschwerden nun wirklich nicht in einer Zeit ambulant behandelt werden, in der Personal und Ausstattung besonders knapp sind. Aus diesem Grund haben alle Krankenhäuser in der vergangenen Woche alle verschiebbaren Operationen und Behandlungen auf unbestimmte Zeit verschoben. So sind personelle und räumliche Kapazitäten freigelegt worden, die jetzt dringend für ein bestmögliches Auffangen der Pandemie benötigt werden. Die Kliniken rechnen mit einer erheblichen Anzahl an COVID-19-Patienten, die unter Isolation und oft sogar beatmet behandelt werden müssen. Für alle anderen nicht sofort und dringend stationär zu versorgenden Patienten haben die Krankenhäuser und deren Notfallambulanzen im Moment keine Kapazitäten und müssen und werden diese, auch ohne Arztkontakt, nicht behandeln können. Dafür möge bitte in der jetzigen Zeit nun auch jeder Verständnis aufbringen, so Klinikumsgeschäftsführer Axel Burghardt.
Das Städtische Klinikum Wolfenbüttel hat sich in der Schnelle der Zeit sehr strukturiert auf die große Herausforderung vorbereitet. So werden über den neuen Seiteneingang der Zentralen Ambulanz alle nicht mit dem Rettungswagen eintreffenden Patienten vorbefragt. Krankenhausbehandlungsbedürftige Patienten ohne typische Symptome wie Fieber und Atemproblemen werden wie gewohnt zur Anmeldung weitergeleitet und versorgt. Patienten mit typischen Symptomen, die sichtbar keiner Krankenhausbehandlung bedürfen, werden gebeten, ihren Hausarzt anzurufen und die Symptome zu schildern. Der Hausarzt wird dann entscheiden, ob er die Patientendaten aufnimmt und an die Kassenärztliche Vereinigung weitergibt, damit diese ein mobiles Abstrichteam beim Patienten zu Hause vorbeischickt. Häufig wird der Hausarzt aber einfach nur die zweiwöchige Quarantäne und das Auskurieren zu Hause empfehlen. Diese Patienten können sich wirklich den Umweg über das Krankenhaus sparen und so auch das Pflegepersonal schützen.
Patienten mit schweren Symptomen werden von einem Mitarbeiter unter Vollschutz einem Rachenabstrich unterzogen und dann einzeln auf einer eigens dafür vorbereiteten Station isoliert. In ganz schweren Fällen erfolgt die Behandlung auf der Intensivstation. Dort hat das Klinikum die Kapazität an Beatmungsgeräten von zehn auf 15 erhöht, um auf alle Eventualitäten innerhalb seiner Möglichkeiten vorbereitet zu sein. Durch die Absage von geplanten Operationen ist ärztliches und pflegerisches Fachpersonal im OP frei geworden, das jetzt sowohl auf der Intensivstation als auch auf den anderen Stationen hochkompetent mit anpackt. Die Teams, die die COVID-Patienten betreuen, kümmern sich ausschließlich um diese. Auf den anderen Stationen werden die nicht infektiösen Patienten von anderem Personal betreut. Eine Personalvermischung innerhalb der Schichten findet zur Sicherheit von Patienten und Personal nicht statt.
Das Städtische Klinikum Wolfenbüttel hat jetzt sämtliche Telefone an den Patientenbetten für die Kommunikation mit den Angehörigen kostenfrei geschaltet. Wegen des Besuchsverbots ist für dringende Angehörigengespräche mit dem behandelnden Arzt von Montag bis Freitag zwischen 8 und 11 Uhr eine Hotline geschaltet (05331/9341010), unter der Gesprächswünsche aufgenommen werden. Der Rückruf durch den behandelnden Arzt soll noch am selben Tag erfolgen.
Das Führungspersonal tauscht sich täglich zu den neuesten Entwicklungen aus und trifft so aktuelle Entscheidungen.
Eine große Bitte des Krankenhauspersonals an die Bürger der Stadt und des Landkreises: Halten Sie sich strikt an die Vorgaben der Landes- und Bundesregierung, der Kreis- und der Stadtverwaltung. Vermeiden Sie Kontakte, wahren Sie Abstand. So schützen Sie sich und Ihre Lieben. Bleiben Sie gesund!