Als vor 50 Jahren, am 1. März 1974, die niedersächsische Gebietsreform in Kraft trat, hatte das auch auf den Landkreis Wolfenbüttel unmittelbare Auswirkungen und sorgte für eine Besonderheit: Aus den zehn Ortschaften der heutigen Gemeinde wurde die einzige Einheitsgemeinde im ländlichen Raum des Landkreises geschafften. Am Wochenende wurden deshalb mit einem bunten Familienfest im Cremlingen Event Center (CEC) 50 Jahre Cremlingen gefeiert.

Die Entstehungsgeschichte und ihre Folgen ließen die Ehrengäste während des Empfangs Revue passieren, der unmittelbar vor dem Familienfest stattgefunden hatte. Die stellvertretende Landrätin Christiane Wagner-Judith wies auf die stürmischen Zeiten der Gebietsreform hin. „Wolfenbüttel musste Harzburg abgeben und wollte dafür Schladen haben“, berichtete sie. 1974 war Cremlingen die einzige Kommune, die für sich die Form der Einheitsgemeinde gewählt hatte. Alle übrigen hatten sich für die Organisation in Samtgemeinden entschieden. „Über die Jahre haben wir uns im Landkreis zusammengefunden“, zog sie ein positives Fazit der Gebietsreform.

Eine kleine Rückschau auf die Gründung der Einheitsgemeinde gaben Horst Klatte (Ortsheimatpfleger Schulenrode) und Helmut Wolk (Sohn von Kurt Wolk, Bürgermeister der Gemeinde von 1974 bis 1984) zum Besten. „Da hat es in vielen Vorbereitungssitzungen ganz schön geknirscht“, stellten die beiden im Zwiegespräch fest. „Die kleinen, ehrenamtlich geführten Strukturen sind den zukünftigen Anforderungen nicht gewachsen“, habe man seinerzeit festgestellt. Die verschuldeten Gemeinden seien entschuldet worden, zum Beispiel Weddel und Schulenrode seien dagegen vergleichsweise wohlhabend gewesen. „Das Projekt Einheitsgemeinde hat funktioniert“, stellte Klatte fest. Ein paar Anekdoten aus alten Zeiten, vorgetragen von Klaus Meyer, rundeten den Empfang ab.

Bürgermeister mahnt ausreichende Finanzierung durch Land und Bund an

„Unsere politischen Vertreter und die bei uns lebenden Menschen haben dafür gesorgt, dass wir als Gemeinde erfolgreich waren und sind“, betonte schließlich Bürgermeister Detlef Kaatz. Die Gemeinde ist familienfreundlich. „Unsere Eltern, so denke ich, sind glücklich in der Gemeinde, weil sie wissen, dass ihre Kinder bei uns gut betreut und beschult werden“, sagte er. Die Entwicklung der Gemeinde ist positiv: Wohnungsbau, Kitas, Begegnungszentrum und Skatebahn sind Zeichen dafür.

„Der hohe Standard ist jedoch in Gefahr“, mahnte Kaatz. „Das liegt daran, dass uns Bund und Land Aufgaben auferlegen, deren Kosten in der Hauptsache wir tragen müssen“, erklärte er. „Wer die Musik bestellt, hat sie auch zu bezahlen. So ist es leider in Teilen nicht“, mahnte er.

Internationale Partnerschaften

Der Helmstedter Landrat Gerhard Radeck betonte die Wichtigkeit internationaler Freundschaften und Partnerschaft. Zum Jubiläumswochenende waren Delegationen aus der belgischen Gemeinde Tielt-Winge und der polnischen Gemeinde Kołaczkowo angereist.

Zum Auftakt des Familienfestes wurde feierlich eine Freundschaftsurkunde zwischen den Gemeinden Tielt-Winge (Belgien) und Cremlingen unterzeichnet. Bürgermeister Rudi Beeken verwies auf die strukturellen Ähnlichkeiten beider Gemeinden, die eine ähnliche Einwohnerzahl haben. Der Kontakt war durch die langjährige Zusammenarbeit anlässlich der Gedenkfeiern an der KZ-Gedenkstätte Schandelah-Wohld entstanden und über die Jahre gewachsen. „In den vielen Jahren der Zusammenarbeit ist eine große Freundschaft entstanden“, so Beeken. Diese soll nun mit gemeinsamen Projekten weiter vertieft werden.

Für die im Landkreis Wrzesnia (Partner des Landkreises Wolfenbüttel) liegende Gemeinde Kołaczkowo sind es hauptsächlich die Verbindungen über die alljährlichen Jugendfeuerwehrzeltlager, die zu einer großen Freundschaft beider Kommunen beigetragen haben. „Jeder Besuch ist ein wunderbarer Beweis für europäische Integration“, lobte Bürgermeister Mariusz Gomulski.

Familienfest mit vielen Vereinen

Viel Beifall gab es für die Präsentation der Kindergartenkinder aus der Gemeinde. Sie kamen zusammen auf die Bühne und sangen zur Freude von Eltern und Besuchenden einige Lieder. An Ihren Ständen im Erdgeschoss des CEC präsentierten sich Vereine aus den zehn Ortschaften der Gemeinde. Außerdem waren die Wirtschaftsförderung im Landkreis Wolfenbüttel, die Cremlinger Wohnungsbaugesellschaft, der Wasserverband Weddel-Lehre von der Partie sowie die Tourismusregion Ostfalen, der Geopark Braunschweiger Land – Ostfalen, die Dr. Scheller-Stiftung sowie der Naturpark Elm-Lappwald. Vor dem CEC gab es Rundfahrten mit der Feuerwehr, Infostände von Polizei und Feuerwehr sowie Informationen der Rehkitzrettung.   Das CEC sorgte für das leibliche Wohl.